Ein schöner Tag! Die Sonne scheint von morgens bis abends und es wird deutlich wĂ€rmer. Das spĂŒre ich dann am frĂŒhen Nachmittag, als ich mein heutiges Ziel Malbork ziemlich verschwitzt erreiche, weil ich mich viel zu warm angezogen habe. Man muss halt auch den FrĂŒhling jedes Jahr neu erlernen. Die Strecke selbst enthielt keinerlei Herausforderung. Ich habe auf den ca. 65 Km noch nicht einmal 100 Höhenmeter bewĂ€ltigen mĂŒssen und hatte sogar ĂŒberwiegend RĂŒckenwind. Mit meiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,91 Km/h war ich dann auch zufrieden.
Malbork ist nicht der kĂŒrzeste Weg zum Ausgangspunkt des Green Velo. Den werde ich erst morgen in der NĂ€he von Elblag erreichen. Aber immer, wenn ich hier in die Gegend komme, ist fĂŒr mich ein Abstecher nach Malbork Pflicht. Malbork hieĂ frĂŒher Marienburg und hier liegt die gleichnamige Burg, die sozusagen eine Kindheitsliebe von mir ist. Auch wenn ich ansonsten nicht immer erfolgreich in der Liebe war, bin ich der Marienburg immer treu geblieben und sie konnte sich ohnehin nicht wehren. Dieses Mal war mir der Besuch umso wichtiger, da ich beim letzten Mal vor anderthalb Jahren, einen total verregneten Tag erwischt hatte.
Die Marienburg ist eine im 13. Jahrhundert erbaute mittelalterliche Ordensburg des Deutschen Ordens an der Nogat, einem MĂŒndungsarm der Weichsel. Sie ist am Rande der heute polnischen Stadt Malbork (deutsch Marienburg) im Weichseldelta direkt an der Nogat gelegen.
Von 1309 bis 1454 war die Burg Sitz der Hochmeister des Ordens im Deutschordensstaat. Danach gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen von 1457 bis 1772 zu PreuĂen Königlichen Anteils, einer autonomen preuĂischen Provinz, die gegen den Orden opponierte und sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der polnischen Krone begeben hatte. Zeitweise befand sich die Burg in dieser Zeit auch unter schwedischer Kontrolle. Nach der Wiedervereinigung der preuĂischen Teilregionen im Rahmen der Ersten Teilung Polens kam die Burg 1772 zum Königreich PreuĂen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstellte die sowjetische Besatzungsmacht die Burg zusammen mit der sĂŒdlichen HĂ€lfte OstpreuĂens der Verwaltung der Volksrepublik Polen.
Die Burg hat mich schon als Kind wegen ihrer Macht ausstrahlenden Architektur beeindruckt. Ich wollte sie immer malen. Aber leider reichten dafĂŒr meine diesbezĂŒglichen Talente nicht. Die Burg ist im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört worden, wurde aber danach liebevoll restauriert. Man kann zwar nicht hundertprozentig sagen, dass sie wieder im alten Glanz erstrahlt, aber zumindest in dem Glanz, den man ihr im 19. Jahrhundert verlieh, als sie nach zahlreichen Zerstörungen in den Jahrhunderten zuvor, von den PreuĂen im Stile des Historismus wieder rekonstruiert wurde. An dieser Gestaltung haben sich wohl die Polen beim Wiederaufbau nach dem Krieg orientiert. Die Burg ist der gröĂte Backsteinbau Europas; mit ihrer architektonischen Gestaltung im Stil der Backsteingotik wurde sie zum Vorbild vieler anderer Bauten. Sie ist wohl auch weltweit die gröĂte Backsteinburg. NatĂŒrlich ist sie inzwischen auch UNESCO-Weltkulturerbe.
Nachdem ich mich in meinem Hotel Ed Mar, in dem ich schon vor anderthalb Jahren abgestiegen bin und das direkt gegenĂŒber der Burg auf der anderen Seite der Nogat steht, etwas frisch gemacht habe, gehe ich zu FuĂ zur Burg. Leider hat sie bereits um 15 Uhr geschlossen, so dass man mir trotz meiner Liebe keinen Eintritt mehr gewĂ€hrt. So bleibt es bei einem wie immer beeindruckenden Spaziergang rund um die Burg und anschlieĂend auch noch in die Stadt. Insofern lasse ich nun einfach die Bilder sprechen.
Tagestrecke: 65,91 Km; 15,12 Km/h
- Blick zurĂŒck auf Danzig ĂŒber die Motlawa
- Viele Misteln wuchern hier auf den BĂ€umen.
- Der sehr gut ausgebauter Weichselradweg
- Blicke ins Weichseldelta
- Hier ĂŒberquere ich die Weichsel. Meine ganze Tour auf dem Green Velo findet im ersten Teil jenseits der Weichsel statt.
- VorlaubenhÀuser gibt es hier im Weichseldelta hÀufiger
- Auch in moderner Form.
- Kirchenruine
- Friedhof und Kirche in Lichnowy
- Am Ziel, die Marienburg an der Nogat.
- Madonnenstatue in einem Fensterportal des Chores der Marienkirche in der Marienburg. Sie ist 8 Meter hoch und mit einem Glasmosaik ĂŒberzogen. Auch dieses Kunstwerk wurde im Krieg zerstört und erst seit 2016 wieder restauruiert. Sie ist die Namensgeberin der Marienburg.
- Blick auf den Hochmeisterpalast.
- Das gotische Rathaus von Malbork.
- Die Marienburg im Abendlich …
- … und bei Dunkelheit.