3. Tag: 20. April 2023 – Von Gdansk nach Malbork

Ein schöner Tag! Die Sonne scheint von morgens bis abends und es wird deutlich wärmer. Das spüre ich dann am frühen Nachmittag, als ich mein heutiges Ziel Malbork ziemlich verschwitzt erreiche, weil ich mich viel zu warm angezogen habe. Man muss halt auch den Frühling jedes Jahr neu erlernen. Die Strecke selbst enthielt keinerlei Herausforderung. Ich habe auf den ca. 65 Km noch nicht einmal 100 Höhenmeter bewältigen müssen und hatte sogar überwiegend Rückenwind. Mit meiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,91 Km/h war ich dann auch zufrieden.

Malbork ist nicht der kürzeste Weg zum Ausgangspunkt des Green Velo. Den werde ich erst morgen in der Nähe von Elblag erreichen. Aber immer, wenn ich hier in die Gegend komme, ist für mich ein Abstecher nach Malbork Pflicht. Malbork hieß früher Marienburg und hier liegt die gleichnamige Burg, die sozusagen eine Kindheitsliebe von mir ist. Auch wenn ich ansonsten nicht immer erfolgreich in der Liebe war, bin ich der Marienburg immer treu geblieben und sie konnte sich ohnehin nicht wehren. Dieses Mal war mir der Besuch umso wichtiger, da ich beim letzten Mal vor anderthalb Jahren, einen total verregneten Tag erwischt hatte.

Die Marienburg ist eine im 13. Jahrhundert erbaute mittelalterliche Ordensburg des Deutschen Ordens an der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel. Sie ist am Rande der heute polnischen Stadt Malbork (deutsch Marienburg) im Weichseldelta direkt an der Nogat gelegen.

Von 1309 bis 1454 war die Burg Sitz der Hochmeister des Ordens im Deutschordensstaat. Danach gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen von 1457 bis 1772 zu Preußen Königlichen Anteils, einer autonomen preußischen Provinz, die gegen den Orden opponierte und sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der polnischen Krone begeben hatte. Zeitweise befand sich die Burg in dieser Zeit auch unter schwedischer Kontrolle. Nach der Wiedervereinigung der preußischen Teilregionen im Rahmen der Ersten Teilung Polens kam die Burg 1772 zum Königreich Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstellte die sowjetische Besatzungsmacht die Burg zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens der Verwaltung der Volksrepublik Polen.

Die Burg hat mich schon als Kind wegen ihrer Macht ausstrahlenden Architektur beeindruckt. Ich wollte sie immer malen. Aber leider reichten dafür meine diesbezüglichen Talente nicht. Die Burg ist im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört worden, wurde aber danach liebevoll restauriert. Man kann zwar nicht hundertprozentig sagen, dass sie wieder im alten Glanz erstrahlt, aber zumindest in dem Glanz, den man ihr im 19. Jahrhundert verlieh, als sie nach zahlreichen Zerstörungen in den Jahrhunderten zuvor, von den Preußen im Stile des Historismus wieder rekonstruiert wurde. An dieser Gestaltung haben sich wohl die Polen beim Wiederaufbau nach dem Krieg orientiert. Die Burg ist der größte Backsteinbau Europas; mit ihrer architektonischen Gestaltung im Stil der Backsteingotik wurde sie zum Vorbild vieler anderer Bauten. Sie ist wohl auch weltweit die größte Backsteinburg. Natürlich ist sie inzwischen auch UNESCO-Weltkulturerbe.

Nachdem ich mich in meinem Hotel Ed Mar, in dem ich schon vor anderthalb Jahren abgestiegen bin und das direkt gegenüber der Burg auf der anderen Seite der Nogat steht, etwas frisch gemacht habe, gehe ich zu Fuß zur Burg. Leider hat sie bereits um 15 Uhr geschlossen, so dass man mir trotz meiner Liebe keinen Eintritt mehr gewährt. So bleibt es bei einem wie immer beeindruckenden Spaziergang rund um die Burg und anschließend auch noch in die Stadt. Insofern lasse ich nun einfach die Bilder sprechen.

Tagestrecke: 65,91 Km; 15,12 Km/h

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