37. Tag: 09.05.2017 Vohburg – Regensburg

Ich dachte das passiert mir frühestens in Serbien. Nun ist es mir schon kurz vor Regensburg passiert. Ursprünglich wollte ich in Bad Abbich übernachten und mich mal wieder an den Erfolgen der Deutschen Rentenversicherung bei der Rehabilitation erfreuen. Da war aber leider alles ausgebucht. So fuhr ich also weiter Richtung Regensburg und die beiden nun folgenden Gasthöfe hatten kein WLAN. Beim ersten habe ich noch auf die Übernachtung verzichtet, beim Zweiten habe ich dann die Segel gestrichen. So erscheint nun mein Bericht erst heute, einen Tag später. Zu allem Überfluss funktioniert auch das Internet nur sehr unzureichend, so dass ich mich meiner wesentlichen Recherchemöglichkeiten beraubt sehe. Wer hätte vor 20 Jahre geglaubt, dass einen so etwas derart aus dem Konzept bringt?

Heute Morgen, nach einem nicht sehr hervorhebenswerten Frühstück, habe ich noch einmal ein Rundgang durch Vohburg gemacht. Insbesondere den Burgberg wollte ich noch besichtigen, weil er gestern Abend schon verschlossen war. Auch das Rathaus wollte ich mit kurz anschauen, kann aber hier schon sagen von innen sieht man ihm die Kirche nicht mehr an, sondern man hat es zu einem modernen Verwaltungsgebäude umgebaut. Selbst die von außen sichtbaren Kirchenfenster sind innen nicht mehr auszumachen, außer im Trausaal, den man sozusagen in der ersten Etage des Chors eingerichtet hat.

Der Burgberg wurde liebevoll saniert und ist wirklich ein Kleinod von Vohburg. Auf ihm befinden sich die Stadtkirche St. Peter, leider auch heute nicht zugänglich, der Friedhof, das Pflegschloss, das als Krankenhaus genutzt wurde und ein alter Burgfried, sowie die ebenfalls restaurierte Burgumfestung. Im Sommer finden hier auf dem Burgberg auch Freilichtfestspiele statt.

Ja und dann gibt es für Vohburg noch Agnes Bernauer, die dieses Städtchen bekannt gemacht hat. Sie ist eine Augsburger Baderstochter und heiratet 1432 Herzog Albrecht von Bayern-München (?!) und lebte mit ihm drei Jahre in Vohburg. Ob der Aufenthalt in Vohburg tatsächlich stimmt, ist aber wohl nirgends belegt, was die Vohburger aber offensichtlich wenig kümmert. Sie reklamieren Agnes Bernauer für sich! Da der Schwiegervater Ernst mit dieser Mesalliance nicht einverstanden war, ließ er Agnes Bernauer als Hexe in Straubing verurteilen und ertränken. Albrecht, der sich derweil bei einem Jagdausflug mit seinem Bruder befand, hat dies aber wohl recht schnell verkraftet und sich mit seinem Vater ausgesöhnt und schon ein Jahr später Anna von Braunschweig geheiratet.

Ihren Nachruhm verdankt Agnes Bernauer wohl vor allem dem bis ins 20. Jahrhundert selbst in die Schullektüre eingegangenen Agnes Bernauer gewidmeten deutschen Trauerspiel von Friedrich Hebbel aus dem Jahr 1852. Auch Carl Orff hat mit seinem bairischen Stück „Die Bernauerin“ für Ihren Nachruhm gesorgt. Noch heute finden in Vohburg und Straubing Festspiele zu ihren Ehren statt.

Gegen 10 Uhr verlasse ich dann Vohburg. Der Tag ist sehr grau aber es gibt keinen Regen. Letzteres ist schon einmal erfreulich. Ansonsten ist es doch recht kalt, zumindest wenn sich die Sonne wie meist an diesem Tag nicht sehen lässt. Die Donau ist angesichts der Regenfälle inzwischen mächtig angeschwollen. Das Wasser fließt sozusagen Oberkante Unterlippe mit einer ziemlichen Geschwindigkeit dahin. Zahlreiche Auenflächen sind bereits überflutet und auch einige Wege nahe der Donau sind überflutet. In Eiding sehe ich dann wie man bereits einen Fährkiosk evakuiert und den Fährbetrieb eingestellt hat. So fürchte ich schon um meine Fährfahrt durch den Donaubruch bei Kelheim. In Weltenburg dann muss auch ich ausweichen, weil der Donauradweg ein Stück überflutet ist. Allerdings hatten mich einige entgegenkommende Radfahrer schon beruhigt. Die Fähre nach Kelheim hat den Verkehr nicht eingestellt.

Während ich die letzten Kilometer auf wenig Mensche gestoßen bin, wundert mich schon, dass ich am Kloster Weltenburg auf sehr viele Menschen stoße. Das Benediktinerkloster gilt als das älteste Kloster in Bayern und lockt offensichtlich viele Touristen, Schulklassen und Behindertengruppen zu Ausflügen an. Ich mache hier meine Mittagspause und verzehre mein mitgebrachtes Brötchen und zwei Bananen. Dann begebe ich mich zu der Fährabfahrtstelle, wo auch schon bald das Fährschiff aus Kelheim anlegt. Die Tour ist nicht so spektakulär wie ich sie mir vorgestellt habe. Am meisten beeindruckt mich die Kälte. Um besser Fotos machen zu können, stehe ich vorne auf dem offenen Deck. Man hat wirklich den Eindruck man fährt durch einen Eiskanal. Nach Ankunft in Kelheim braucht es fast eine halbe Stunde und genauso langer Pflege bis die Taubheitsgefühle aus meinen Händen wieder verschwinden. Dennoch ist der Durchbruch natürlich sehenswert. Die Felsen steigen hier bis zu 80 Meter hoch steil aus der Donau empor. Hier ist kein Platzt mehr für eine Straße oder Eisenbahntrasse und auch für einen Radweg hat es nicht gereicht. Deshalb sieht der offizielle Donauradweg die Fahrt mit der Fähre vor. Sie ist etwa 5 km lang und da es bei ziemlicher Strömung flussabwärts geht, haben wir das Ganze bereits nach weniger als 15 Minuten hinter uns. Von Bord aus sehe ich die Befreiungshalle in Kelheim und da sie gerade restauriert wird, erleichtert mir das die Entscheidung, nicht hinaufzusteigen. Sie wurde von König Ludwig I. in Auftrag gegeben und sollte an die gewonnenen Schlachten gegen Napoleon während der Befreiungskriege in den Jahren 1813 bis 1815 erinnern. Es ist sozusagen ein Pendant zum Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Mit dem Bau wurde aber bereits 1842 begonnen, allerdings erfolgte die feierliche Eröffnung erst am 18. Oktober 1863, also zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig.

Der Rest der heutigen Tour ist kurz erzählt es geht meist auf unasphaltierten aber festen Wegen entlang der Donau. Auffällig ist, dass die Zahl der Donauradwanderer deutlich angestiegen ist. Unter ihnen sind neben den Deutschen insbesondere die Schweizer und die Franzosen in größerer Zahl vertreten.

Tagesdaten: 66,07 km/05:05:34 Std. Fz/12,97 km/h/182 Hm aufwärts/180 Hm abwärts

 

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