14. Tag (20. Oktober 2019): Fahrt durch den Caprivi-Zipfel und Besuch bei den Mafwe

Der Wecker des iPhone reißt uns um 4:45 Uhr aus dem Schlaf. Wir haben es ja so gewollt. Also kriechen wir noch etwas schlaftrunken aus unseren Betten und bereiten uns auf den Tag vor. Als wir um 5:30 Uhr ins Restaurant kommen, sind die meisten von unserer Reisegruppe schon anwesend. Gabi hat heute Geburtstag und so wird ihr erst einmal allseits gratuliert. Der Kaffee ist frisch gebrüht und es gibt sogar Kekse dazu, die natürlich einen guten Absatz finden. Nach dieser Stärkung heißt es Gepäck holen und den Bus beladen. Heute müssen wir unser Gepäck selber zum Bus transportieren. Die freundlichen Mitarbeiter der Lodges, die uns das sonst abnehmen, sind heute noch nicht im Dienst. So holen wir unser Gepäck und Butz verpackt es wieder sehr geschickt und routiniert im Bus. Auch die breakfirst-Boxen sind schon da und werden ebenfalls verladen. Seltsamerweise verspürt nach dem guten Kaffee niemand unmittelbaren Frühstückshunger. Nachdem so alles geregelt ist, unsere Getränkerechnungen und alles Sonstige hatten wir noch gestern Abend bezahlt, geht es los. Die Sonne geht gerade auf!

Zunächst geht es etwa 15 Kilometer bis nach Rundu, der mit ca. 80 Tsd. Einwohnern zweitgrößten Stadt Namibias. Wir sehen nicht viel von der Stadt. Sie soll zwar ein modernes Zentrum haben, aber ansonsten wirkt sie doch über weite Strecken wie eine traditionelle Homeland Siedlung. Von Rundu geht es dann in den sogenannten Caprivi-Zipfel. Der Caprivi-Zipfel ist eine streifenförmige Ausbuchtung im Nordosten Namibias. Die Bezeichnung geht auf den ehemaligen Deutschen Reichskanzler Leo von Caprivi, dem Nachfolger Bismarcks, zurück, der auf deutscher Seite den „Vertrag zwischen Deutschland und England über die Kolonien und Helgoland“ vom 1. Juli 1990 verhandelte. In dieser auch kurz „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ genannten Vereinbarung verzichtete das Deutsche Reich auf zukünftige Ansprüche auf Sansibar. Dafür erhielt das Deutsche Reich die Insel Helgoland und die Kolonie Deutsch-Südwestafrika den Zugang zum Sambesi, eben den Caprivi-Zipfel.

Der Caprivi-Zipfel hat eine Breite von 30 bis 100 Kilometern und erstreckt sich über 500 Kilometer von West nach Ost. Begrenzt wird das Gebiet im Norden durch die Flüsse Okavango, Kwando und Sambesi und grenzt an die Länder Angola, Sambia, Simbabwe und Botswana. Das deutsche Interesse an dem Zipfel lag vor allem darin, den Anfang einer Landverbindung zu den deutschen Besitzungen in Ostafrika zu schaffen. Durchzogen ist der Caprivi-Zipfel von der gut asphaltierten Nationalstraße B 8. Der Name Caprivi-Zipfel ist heute zunehmend umstritten, weil nicht mehr zeitgemäß. Seit 2013 wird auch von namibischen Stellen zunehmend die Bezeichnung Zambezi Strip, also Sambesistreifen verwendet.

Auf der B 8 fahren wir nun von Rundu aus etwa 400 Kilometer parallel zum Okavango. Die Strecke führte nun von der Savannenlandschaft in immer waldreichere Regionen. Auch ein großes Sumpfgebiet durchqueren wir, was aber nur schwer nach der langen Trockenheit als solches zu erkennen ist. Dann überqueren wir den Okavango als er seinen Lauf in südliche Richtung nach Botswana nimmt. Unweit davon verlassen wir die B8 in Richtung Singalamwe und erreichen bald das Historic Living Village der Mafwe (https://www.lcfn.info/de/mafwe). Da wir heute ja schon früh aufgebrochen sind, erreichen wir das Dorf bereits am frühen Nachmittag. Als wir das Dorf in Form eines traditionellen Kraals nun betreten, kommt es uns erst einmal verlassen vor. Nach kurzer Zeit kommt aber eine junge Frau in einem traditionellen Baströckchen und begrüßt uns auf englisch. Es ist wohl Elizabeth Madima, die Managerin des Mafwe Living Museum. Sie erklärt uns den Sinn des Museums. So wurde das Lebende Museum der Mafwe  im Februar 2008 eröffnet und gilt als ein kultureller Höhepunkt im Caprivi-Zipfel. Im Lebenden Museum stellen die Mafwe ihre traditionelle Kultur dar. Das lebende Museum der Mafwe ist Teil der Living Culture Foundation Namibia (LCFN)  https://www.lcfn.info/de/).

Die LCFN ist eine gemeinnützige deutsch-namibische Organisation, die sich für Entwicklung in ländlichen Gebieten Namibias einsetzt. Es ist somit ein Entwicklungshilfeprojekt, was den  Bevölkerungsgruppen in Namiba hilft, Lebende Museen aufzubauen. Die Lebenden Museen sollen eine authentische Darstellungsform von traditioneller Kultur sein und verfolgen insbesondere  drei Ziele: den Abbau der Armut, die Bewahrung der traditioneller Kultur und die Schaffung eines interkulturellen Austausches. Namibier und Namibiabesucher sollen in den Lebenden Museen viel über die interessante Kultur der namibischen Volksgruppen lernen und die Möglichkeit haben die Menschen des Landes kennenzulernen.

Die Mafwe gehören zu den Volksgruppender sogenannten Caprivianer, also derjenigen Volksgruppen die im Caprivi-Zipfel leben. Nach der Einführung haben sich immer mehr Mafwes, insbesondere Frauen und Kinder und wenn ich es richtig beobachte nur ein alter Mann, in ihrer traditionellen Kleidung eingefunden. Für uns ist lediglich das Kurzprogram von 1,5 Std. gebucht. Wir spazieren zunächst zu einer Art Dorfplatz, wo sie uns mit einem ihrer Tänze begleitet von afrikanischen Trommeln begrüßen. Dann zeigen sie uns ihre handwerkliches Geschick und schließlich ihre Waffen und Fallen zum Jagen. Zum Schluss werden wir noch einmal mit einem Tanz und Gesang verabschiedet und danach von Elizabeth Madima in den Shop geführt, wo man ihre Kunstwerke bzw. praktische Utensilien erstehen kann. Sowohl der Eintritt als auch der Verkaufserlös ist für die Mafwes sicher eine der wichtigsten Einnahmequellen. Insofern ist es natürlich schon eine moralische Verpflichtung, hier auch das ein oder andere zu erstehen.

Natürlich ist das Kurzprogramm angesichts unserer Route, die wir hinter und noch vor uns haben, ausreichend. Allerdings reicht diese Zeit nicht, um die Kultur tatsächlich näher kennenzulernen und zu verstehen. Es soll daher aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass hier noch weitere Dinge angeboten werden, um das Leben der Mafwe besser kennenzulernen. So kann man hier auch einen Tag zusammen mit den Mafwe verbringen oder auch ihr modernes Dorf Singalamwe besuchen. Schließlich kann man bei den Mafwes auch noch campen. Die Kosten für die Angebote liegen zwischen 85 und 280 N$ (ca. 6 und 19 €) pro Person. Für das Campen im Buschcamp sind nur 30 N$ (ca. 2 €) zu zahlen. Allerdings gibt es dort weder Strom noch Wasser. Es ist sicher ein interessanter Ansatz zur Entwicklungsarbeit.

Nach diesem Besuch geht es weiter in Richtung Osten. Über Kongola geht es etwa 100 Kilometer weiter auf der B 8 nach Katima Mulilo. Die Stadt mit ihren ca. 30 Tsd. Einwohnern ist die Hauptstadt des Region Sambesi und gilt auch traditionell als der Hauptort des Caprivi-Zipfels. Katima Mulilo wirkt afrikanischer als andere Orte Namibias und man spürt hier nur noch wenig den Einfluss der deutschen Kolonialzeit auf das städtische Erscheinungsbild, wie man ihn sonst oft in den namibischen Orten findet. Auch Weiße sieht man hier kaum noch. Butz setzt uns am modernen Einkaufszentrum ab und empfiehlt uns ein gutes Café im Supermarkt und fährt dann selbst erst einmal zum Tanken. Leider ist das Café heute geschlossen. So irren wir erst einmal etwa hilflos herum. Heidrun, Gabi und ich landen dann schließlich in einem Fast Food Restaurant und begnügen uns mit Eis und Cola, weil es hier keinen Kaffee gibt.

Danach geht es auf ganz neuen Straßen ins etwa 40 Kilometer entfernte Kalambesa. Wir fahren hier direkt an den Sambesi zur Zambesi Mubala Lodge (https://store.gondwana-collection.com/de/accommodation/zambezi-mubala-lodge). Es ist wohl die neueste Anlage der Gondwana-Collection. Das Empfangsgebäude liegt aber einige Kilometer von unseren Lodges entfernt. Da dorthin (noch) keine Straßen führen, wird unser Gepäck auf ein Motorboot verstaut und wir fahren etwa 20 Minuten auf dem Sambesi zu unseren Lodges. Schon dies ist ein eindrucksvolles Erlebnis und ein Vorgeschmack auf die morgige dreistündige Bootsfahrt auf dem Sambesi. Unsere Lodges hier sind sicher die schönsten auf unserer gesamten Tour und geradezu luxuriös. Modern eingerichtet mit allem, was man bei so einer Reise benötigt. Der Kühlschrank ist mit Trinkwasser gefüllt, obwohl auch hier das Wasser aus der Leitung trinkbar sein soll. Dazu gibt es eine Flasche Sekt und mehrere Säfte. Insofern setzen Heidrun und ich uns, nachdem wir uns eingerichtet haben, erst einmal auf die Terrasse unserer Lodge direkt oberhalb des Sambesi und genießen mit einem Glas Sekt den Blick auf diesen sagenumwobenen Fluss und das gegenüberliegende Sambia. Den Abend verbringen wir dann wieder bei einem ausgezeichneten Buffet gemeinsam mit unseren anderen Mitreisenden auf der Terrasse des Restaurants auch hier mit Blick auf den Sambesi. Das Bedienpersonal ist ausgesprochen freundlich und auch dienstbeflissen, wie wir es von den Gondwana Lodges inzwischen gewohnt sind.

An dieser Stelle sei noch kurz auf das Thema Malaria eingegangen. Es ist ja wohl ein Thema, dass jeden Touristen, der in das südliche Afrika fährt, beschäftigt. Uns natürlich auch und nun sind wir bereits seit zwei Tagen in einem sogenannten Malariagebiet. Natürlich haben wir die entsprechenden Tabletten zur Prophylaxe, sowie Mückenspray und auch Kleiderspray gegen die Mücken dabei. Außer dem Mückenspray benutzen wir aber nichts und verzichten auch auf die Prophylaxe. Zum einen sind kaum Mücken unterwegs. Es ist auch für diese Jahreszeit zu heiß und zu trocken. Zum anderen wird ja vor den Nebenwirkungen der Prophylaxe immer wieder gewarnt. So reiben wir uns mit dem Mückenspray auch nur abends ein und das reicht dann wohl auch. Auch die anderen Mitglieder unserer Reisegruppe scheinen das im Wesentlichen so zu halten. Nur Willi schwört auf die Malariaprophylaxe und er scheint dabei auch keine Nebenwirkungen zu verspüren, vor denen wir natürlich Angst haben.

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