Nach einem einfachen aber für mich ausreichendem Frühstück geht es weiter auf der Straße der Romanik. Das Hoch Dorit hat sich leider wieder verzogen und so ist es deutlich kühler geworden. Der Himmel ist auch bedeckt und es zieht ein schmales Regengebiet durch Deutschland, das mich aber freundlicherweise verschont. Zunächst geht es nach Sangerhausen. Nach Eisleben geht es erst einmal einige Kilometer bergauf. So etwa 150 Höhenmeter mit bis zu 5 Prozent Steigung. Das geht, frisst natürlich dennoch Zeit. Oben auf der Höhe angekommen geht es dann auch wieder die gleichen Höhenmeter bergab. Um 11 Uhr bin ich dann an meinem heutigen ersten Ziel, der Kirche St. Ulrici. Ich werde auch schon von der freundlichen Küsterin, bei der ich mich vorab angemeldet hatte, erwartet. Sie führt mich nun auch durch die Kirche und gibt mir die notwendigen Erläuterungen.

Die dreischiffige Pfeilerbasilika ist zumindest hier in der Gegend ein Unikat und gilt daher als bedeutendster Sakralbau in der Harz-Kyffhäuser-Region. Sie unterscheidet sich deutlich von den anderen romanischen Kirchenbauten in Mitteldeutschland. Beim Bau soll man sich an der Architektur von Cluny orientiert haben, die auf klare und einfache Strukturen Wert legte. Die Kirche wurde wohl aufgrund eines Gelöbnisses des thüringischen Landgrafen Ludwigs des Springers 1116 bis 1123 errichtet, mit dem er Buße tun und Absolution für die Ermordung des ersten Ehemanns seiner Frau Adelheid erlangen wollte. 1265 wurde an dieser Kirche dann ein Zisterzienserinnenkloster eingerichtet. 1539 wurde dieses durch die Reformation aufgelöst und es finden sich auch keine Reste dieses Klosters mehr. Seid der Reformation ist die Kirche eine evangelische Pfarrkirche.

Beeindruckend sind schon die Höhe der Kirche, die mächtigen Säulen, bei denen auf Kapitelle verzichtet wurde, die aber kunstvoll verzierte „Klappen“ am oberen Ende erhielten. Sehenswert sind auch das Kruzifix aus der Zeit um 1500, das man selten in einer evangelischen Kirche im Chorjoch hängen sieht. Sehenswert sind auch einige Epitaphen und das bronzene Taufbecken, dass sogar die Nationalsozialisten überstanden hat. Insgesamt sind die Restaurierungen seit dem 19. Jahrhundert wohl von dem Gedanken geprägt, die alte romanische Architektur und Innenausstattung wiedererstehen zu lassen.

Danach geht es weiter zu meinem nächsten Ziel, die Burg und das Schloss Allstedt. Unterwegs habe ich noch bei Lidl meinen Proviant aufgefüllt. Danach geht es erst einmal durch die Ebene nach Allstedt. Das Schloss und die Burg liegen auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt. Hier geht es noch einmal steil bergan. Zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert stand hier eine der bedeutenderen karolingischen und ottonischen Königs- bzw. Kaiserpfalzen. Von diesen Ursprüngen ist jedoch kaum noch etwas erhalten. Heute kann man die Bau- und Nutzungsgeschichte vom 13. – 19. Jahrhundert erleben. Als Highlights werden der mittelalterliche Palas mit der größten Burgküche Europas gerühmt. Ein Museum enthält insbesondere eine umfassende Gedenkstätte für Thomas Müntzer, der hier in Allstedt wohl seine letzte legale Wirkungsstätte hatte. Aber nach seiner berühmten Fürstenpredigt vor den späteren ernestinischen Fürsten Johann dem Beständigen und seinem Sohn Friedrich dem Großmütigen im Jahre 1524 hier auf der Burg Allstedt wurde er wohl aus Allstedt vertrieben und nach seiner Unterstützung der gescheiterten Bauernaufstände ein Jahr später hingerichtet. Sicher Grund genug, um Thomas Müntzer hier mit einer Gedenkstätte zu würdigen.

Auch an Goethe wird auf Schloss und Burg Allstedt erinnert. Da Allstedt damals zum Großherzogtum Weimar gehörte, kam Goethe in seiner Zeit als Minister des Großherzogtums auf Inspektionsreisen häufig auch hierher. Nachdem ich einen Rundgang durch das Museum gemacht habe, schwinge ich mich wieder auf mein Fahrrad und radle in Richtung Querfurt. Noch einmal geht es mehrere Kilometer bergauf. In Querfurt ist dann die Burg bereits geschlossen. Wegen Bauarbeiten muss ich einen anderen Weg zu meinem Hotel „Zur Sonne“ finden. Etwas erschöpft vom Wetterwechsel und den vielen Höhenmetern komme ich im Hotel an und bewege mich auch heute nicht mehr aus dem Haus.

Tagesdaten: 52,58 Km; 4:47:49 Std. Fz.; 10,96 Km/h; 586 Hm

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