Auf den Spuren Fontanes, Schinkels und des Kronprinzen Friedrich – Spaziergang durch Neuruppin
Natürlich ist der Name Neuruppin erst einmal mit dem Namen Theodor Fontanes verknüpft, der seine Kindheit hier verbrachte und auch später einige Jahre seiner Jugend. Diese Verknüpfung wird heute in Neuruppin auch an vielen Orten sichtbar gepflegt. Hier spielt der Fontane-Radweg mit seinen Erläuterungstafeln natürlich eine große Rolle. Fontane selbst hatte wohl eher ein etwas distanzierteres Verhältnis zu seiner Heimatstadt. Er fand sie nach dem verheerenden Brand von 1787 wohl zu pompös wieder aufgebaut. So formuliert er in seinen Wanderungen „Für eine reiche Residenz voll hoher Häuser und Paläste, voll Leben und Verkehr mag eine solche raumverschwendende Anlage die empfehlenswerteste sein, für eine kleine Provinzstadt ist sie aber bedenklich. Sie gleicht einem auf Auswuchs gemachten Staatsrock, in den sich der Betreffende, weil er von Natur klein ist, nie hineinwachsen kann. Dadurch entsteht Öde und Leere, die zuletzt den Eindruck der Langeweile macht“.
Was zu seiner Zeit nicht ganz unzutreffend gewesen sein kann, erweist sich heute aber doch etwas anders. Neuruppin ist zwar eine Kleinstadt, aber für Brandenburger Verhältnisse eine pulsierende. Das liegt natürlich nicht zuletzt an Fontane selbst, der sie mit seinen Wanderungen und seiner hiesigen Herkunft berühmt gemacht hat. Neuruppin ist heute ein Touristenmagnet, den die Stadt auch gepflegt und entsprechend hergerichtet hat.
Viel weniger Ruhm hat dagegen der zweite berühmte Sohn der Stadt, Karl Friedrich Schinkel, Neuruppin eingetragen. Seine Spuren führen nach Berlin und haben vor allem dort große Fußspuren hinterlassen. Schinkel wurde ebenfalls aber schon fast 40 Jahre vor Fontane in Neuruppin geboren. Sein Vater arbeitete als Archidiakon und Superintendent der Kirchen und Schulen des Kreises. So wuchs Schinkel die ersten Jahre in einem protestantischen Pfarrhaus auf, bis er im Alter von sechs Jahren seinen Vater verlor, der sich bei Löscharbeiten bei dem verheerenden Brand 1787 in Neuruppin eine tödliche Lungenentzündung zugezogen hatte. Danach zog die Familie in das Predigerwitwenhaus um. 1794 verlegten sie ihren Wohnsitz dann nach Berlin.
Aber auch ein anderer hat hier in Neuruppin Spuren hinterlassen. So war es der Kronprinz Friedrich, der spätere preußische König Friedrich II., der hier in Neuruppin Kommandeur des Infanterieregiments zu Fuß wurde, das 1688 als Regiment zu Fuß aus hugenottischen Flüchtlingen gebildet wurde. Ursprünglich in Wesel stationiert, wurde es als Kronprinzenregiment nach Ruppin verlegt. Als König machte es Friedrich II. zum Regiment Garde mit dem I. Bataillon Garde am Standort Potsdam. Zwar verbrachte er die meiste Zeit dieser Jahre bis zu seiner Thronbesteigung in Rheinsberg, aber auch in Neuruppin hat er deutlich Spuren hinterlassen.
In diesem Zusammenhang soll natürlich auch sein Neffe und ungeliebter Nachfolger Friedrich Wilhelm II. genannt werden, der Neuruppin sofort nach dem verheerenden Brand nur ein Jahr nach seinem Regierungsantritt so prachtvoll wieder aufbauen ließ. Wie immer man diesen Wiederaufbau bewertet, so hat er zumindest neben der damals aktuellen Notwendigkeit auch die weitere Entwicklung Neuruppins bis heute gefördert.
Noch von einer anderen bedeutenden Persönlichkeit für Neuruppin finden sich bis heute Spuren in der Stadt. Wichmann von Arnstein (* um 1185 in Sachsen; † 2. November 1270 in Neuruppin) war ein Mystiker und zusammen mit seinem Bruder Gebhard von Arnstein Gründer des Dominikanerklosters in Neuruppin. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden. So soll er einmal, um rechtzeitig zum Mittagessen in sein Kloster zurückzukehren, von jenseits des Sees über das Wasser schreitend nach Neuruppin zurückgekehrt sein. Einer weiteren Legende nach soll ein Wels auf seinen Befehl hin freiwillig aus dem See in die Pfanne des Klosterkochs gesprungen sein, als die Vorräte der Klosterküche nicht reichten.
Vor seinem Tode 1270 soll Pater Wichmann bestimmt haben, dass er in einen gläsernen Sarg gebettet und dieser noch in einen silbernen gesetzt werden sollte. Ferner sollte, dem alten germanischen Brauch nach, eine Linde auf sein Grab gepflanzt werden und wenn die Linde vergangen sei, könne man sein Grab öffnen, aber nicht eher. Die Linde steht immer noch! Auch nach seinem Tode soll er noch einige Male als Geist in einer von weißen, kopflosen Pferden gezogenen Kutsche gesehen worden sein. Auch jede Silvesternacht soll er darin angefahren kommen, um sich zu vergewissern, dass seine Anweisungen bezüglich der Linde auch befolgt werden.
Um mir die Spuren dieser Neuruppin beeinflusst habenden Persönlichkeiten näher anzuschauen, mache ich einen etwa dreistündigen Stadtrundgang durch Neuruppin. es ist wieder ein sehr warmer Tag, aber die Luft ist relativ trocken.
- Die Löwen-Apotheke. In diesem Haus wurde Theodor Fontane geboren
- Die Pfarrkirche Sankt Marien ist eine entwidmete Kirche in Neuruppin. Hier wurde Theodor Fontane getauft. Die damals neue Pfarrkirche entstand nach dem Brand von 1787 in den Jahren 1801 bis 1806 an alter Stelle, jedoch nun am rechtwinkligen Straßenraster ausgerichtet. Das Gebäude im Stil des Klassizismus fällt durch den vorgestellten, gedrungenen Turmbau mit gewölbter Haube und Laterne auf. Hier wurde Theodor Fontane getauft.
- Blick auf die Kanzel
- Der Innenraum
- Relief des Abendmahls an der Stirnseite von St. Marien
- Von 1832 bis 1833 besuchte Fontane das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Neuruppin.
- Das Alte Gymnasium Neuruppin ist ein öffentliches Gebäude in Neuruppin. Es wurde 1790 errichtet. Sie sollte die ehemaligen Schulhäuser Neuruppins in einem Gebäude zusammenfassen. Es war das erste öffentliche Gebäude, das nach dem Stadtbrand von 1787 wieder errichtet wurde.
- Gegenüber das Denkmal Friedrich-Wilhelm II., der den Wiederauf bau Neuruppins angeordnet hatte.
- Das Superintendentenhaus, in dem Fontane während seiner Schulzeit in Neuruppin wohnte
- In diesem Haus starb die Mutter Fontanes 1869. Nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte, lebte sie hier mit ihrer Tochter Elise
- Der Grabstein von Mutter und Tochter im Erinnerungshain für den aufgelösten Friedhof
- Obwohl Fontane den Weg zur Grabstätte seines Sohnes weist, …
- … ist diese nur nochg ein anonymes Blumenfeld
- Das Denkmal für Theodor Fontane in Neuruppin (1907)
- Das Denkmal Karl Friedrich Schinkels auf dem Platz hinter der Kirche (1883). Beide Denkmäler sind übrigens vom Bildhauer Max Wiese geschaffen worden.
- Das Predigerwitwenhaus: In diesem Gebäude lebte Karl Friedrich Schinkel mit seiner Mutter von 1787 bis 1794
- Die Klosterkirche Sankt Trinitatis ist die größte Kirche der Stadt Neuruppin. Sie wurde zusammen mit dem zugehörigen Kloster 1246 errichtet und bildet mit ihren markanten Türmen, die allerdings erst im Jahre 1905 aufgesetzt wurden, das Wahrzeichen der Stadt
- Das Innere von St. Trinitatis
- Auffallend der langgestreckt Chorraum von 32 Metern
- Ab 1834 wurde die Klosterkirche auf Weisung von König Friedrich Wilhelm III. nach Plänen Karl Friedrich Schinkels saniert und am 16. Mai 1841 in Anwesenheit von König Friedrich Wilhelm IV. eingeweiht.[3] Auf Schinkel gehen die Ausmalung, die große Rosette über der Eingangstür …
- … sowie die Einfassung der Sandsteintafeln am Hauptaltar zurück. Schinkel ließ auch einen 58 Meter hohen dreietagigen Turm aus Holz auf dem Südgiebel errichten, der aber schon 1882 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen wurde
- Noch spätmittelalterlich sind zum einen das Altarretabel, welches an das Ende des 14. Jhd. datiert wird, in zwei Reihen Szenen aus dem Christusleben darstellt und stilistisch den böhmischen Einfluss in der Mark Brandenburg zeigt. Besonders ist, dass das Altarbild aus Sandstein eine Darstellung der Geburt Christi mit einer Hebamme birgt
- Die zwei Holzfiguren, welche Maria und Johannes darstellen (1460–70) datieren auf den Übergang zur Frühneuzeit
- Tempelgarten mit Apollo-Tempel: Im ehemaligen Obst- und Gemüsegarten des Kronprinzen Friedrich erbaute der Berliner Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1735 auf dessen Geheiß ein offenes „Lusthäuschen“.
- Im Tempelgarten sind vier Skulpturen aus der Zeit um 1719 aufgestellt, von denen drei den folgenden Personen zugeordnet werden konnten. Hier Süleyman I.
- Philipp II.
- Die im orientalisierenden Stil in den 1850er Jahren erbaute Türkische Villa Gentz, das Gärtnerhaus (mit Minarett) und die Umfassungsmauer mit Toren
- Die Sandsteinfigur eines Dominikaners, 1370/80. Man geht davon aus, dass es sich dabei um Pater Wichmann handelt
- Die Wichmann-Linde
Tour um den Ruppiner See
Nach einer längeren Mittagspause setze ich mich aufs Fahrrad und mache eine Tour um den Ruppiner See. Die Stationen, die ich hier ansteuere entsprechen der Beschreibung im ersten Kapitel von Fontanes Wanderungen. Der Weg führt über Wustrau, Altfriesack, Radensleben, Lichtenberg, Gnewikow und Wuthenow zurück nach Neuruppin. Zu jedem Ort könnte man sicher mit oder ohne Fontane eine längere Geschichte erzählen. Ich lasse sie einfach auf mich wirken und genieße die Tour mit dem Rad nach dem Fußmarsch vom Vormittag. Aber auch auf diesem Weg trifft man nicht nur auf Fontane, sondern auch auf Schinkel. So ist die Dorfkirche von Wuthenow sein Werk. Sie ist zwar bereits geschlossen als ich vorbeikomme. Aber ich beschließe, morgen noch einmal vorbeizukommen.
Nach diesem aktiven Tag lasse ich den Abend in einem nahegelegenen griechischen Lokal mit Blick auf den Ruppiner See ausklingen. Da ich aber nicht vorbestellt habe, signalisiert man mir, dass ich nach einer Stunde spätestens wieder für gemeldete Gäste den Tisch freimachen müsse. Nun, das gelingt mir natürlich.
Tagesstrecke : 31,61 Km
- Schöner Fahrradweg entlang des Ruppiner Sees
- Preußische Postmeilensäule
- Pflasterstraße hinein nach Wustrau
- Schloss Wustrau – Das alte Gutshaus war 1699 Geburtsort von Hans Joachim von Zieten, einem der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte und engem Vertrauten Friedrichs des Großen. Zieten wurde im Januar 1786 auf dem Wustrauer Friedhof begraben, nachdem er im Alter von 86 Jahren gestorben war, nur wenige Monate vor dem Alten Fritz
- Der zum Schloss gehörende Eiskeller, in dem das im Winter vom See herantransportierte Eis (abgedeckt mit Stroh und Torf) bis in den Sommer hinein gelagert wurde
- Blick auf den Ruppiner See
- Klappbrücke und Schleuse Altfriesack
- Blühende Königskerze
- Die evangelische Kirche in Radensleben
- Das ehemalige Gutshaus ist ein Seniorenheim. Das Haus wurde 1894–1896 errichtet. Ab 1945wurde das Haus als Pflegeheim genutzt, 1991 wurde es zu einem Senioren-Wohnpark umgebaut
- Zufahrt zu Gut Hesterberg
- Gut Hesterberg
- Großer landwirtschaftlicher Betrieb mit glücklichen Hühner …
- … und Rindern
- Die Kirche in Lichtenberg
- 1800 begann in Gnewikow der Bau eines eingeschossigen Gutshauses, welches 1870 aufgestockt und mit spätklassizistischen Fassaden versehen wurde
- Der Gutspark ist durch zahlreiche gartenkünstlerische Elemente gestaltet und prägt dadurch die Kulturlandschaft rund um den Ruppiner See. Seit der Rekonstruktion 2003/2004 wird das Gutshaus als Hotel und Restaurant Gut Gnewikow verwendet und gehört zum Jugenddorf am Ruppiner See
- Die Dorfkirche von Gnewikow
- Die Schginkelkirche von Wuthenow