12. Tag: (16. Juli 2021): Neuruppin und um den Ruppiner See

von 11. August 2021Aktuelles

Auf den Spuren Fontanes, Schinkels und des Kronprinzen Friedrich – Spaziergang durch Neuruppin

Natürlich ist der Name Neuruppin erst einmal mit dem Namen Theodor Fontanes verknüpft, der seine Kindheit hier verbrachte und auch später einige Jahre seiner Jugend. Diese Verknüpfung wird heute in Neuruppin auch an vielen Orten sichtbar gepflegt. Hier spielt der Fontane-Radweg mit seinen Erläuterungstafeln natürlich eine große Rolle. Fontane selbst hatte wohl eher ein etwas distanzierteres Verhältnis zu seiner Heimatstadt. Er fand sie nach dem verheerenden Brand von 1787 wohl zu pompös wieder aufgebaut. So formuliert er in seinen Wanderungen „Für eine reiche Residenz voll hoher Häuser und Paläste, voll Leben und Verkehr mag eine solche raumverschwendende Anlage die empfehlenswerteste sein, für eine kleine Provinzstadt ist sie aber bedenklich. Sie gleicht einem auf Auswuchs gemachten Staatsrock, in den sich der Betreffende, weil er von Natur klein ist, nie hineinwachsen kann. Dadurch entsteht Öde und Leere, die zuletzt den Eindruck der Langeweile macht“.

Was zu seiner Zeit nicht ganz unzutreffend gewesen sein kann, erweist sich heute aber doch etwas anders. Neuruppin ist zwar eine Kleinstadt, aber für Brandenburger Verhältnisse eine pulsierende. Das liegt natürlich nicht zuletzt an Fontane selbst, der sie mit seinen Wanderungen und seiner hiesigen Herkunft berühmt gemacht hat. Neuruppin ist heute ein Touristenmagnet, den die Stadt auch gepflegt und entsprechend hergerichtet hat.

Viel weniger Ruhm hat dagegen der zweite berühmte Sohn der Stadt, Karl Friedrich Schinkel, Neuruppin eingetragen. Seine Spuren führen nach Berlin und haben vor allem dort große Fußspuren hinterlassen. Schinkel wurde ebenfalls aber schon fast 40 Jahre vor Fontane in Neuruppin geboren. Sein Vater arbeitete als Archidiakon und Superintendent der Kirchen und Schulen des Kreises. So wuchs Schinkel die ersten Jahre in einem protestantischen Pfarrhaus auf, bis er im Alter von sechs Jahren seinen Vater verlor, der sich bei Löscharbeiten bei dem verheerenden Brand 1787 in Neuruppin eine tödliche Lungenentzündung zugezogen hatte. Danach zog die Familie in das Predigerwitwenhaus um. 1794 verlegten sie ihren Wohnsitz dann nach Berlin.

Aber auch ein anderer hat hier in Neuruppin Spuren hinterlassen. So war es der Kronprinz Friedrich, der spätere preußische König Friedrich II., der hier in Neuruppin Kommandeur des Infanterieregiments zu Fuß wurde, das 1688 als Regiment zu Fuß aus hugenottischen Flüchtlingen gebildet wurde. Ursprünglich in Wesel stationiert, wurde es als Kronprinzenregiment nach Ruppin verlegt. Als König machte es Friedrich II. zum Regiment Garde mit dem I. Bataillon Garde am Standort Potsdam. Zwar verbrachte er die meiste Zeit dieser Jahre bis zu seiner Thronbesteigung in Rheinsberg, aber auch in Neuruppin hat er deutlich Spuren hinterlassen.

In diesem Zusammenhang soll natürlich auch sein Neffe und ungeliebter Nachfolger Friedrich Wilhelm II. genannt werden, der Neuruppin sofort nach dem verheerenden Brand nur ein Jahr nach seinem Regierungsantritt so prachtvoll wieder aufbauen ließ. Wie immer man diesen Wiederaufbau bewertet, so hat er zumindest neben der damals aktuellen Notwendigkeit auch die weitere Entwicklung Neuruppins bis heute gefördert.

Noch von einer anderen bedeutenden Persönlichkeit für Neuruppin finden sich bis heute Spuren in der Stadt. Wichmann von Arnstein (* um 1185 in Sachsen; † 2. November 1270 in Neuruppin) war ein Mystiker und zusammen mit seinem Bruder Gebhard von Arnstein Gründer des Dominikanerklosters in Neuruppin. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden. So soll er einmal, um rechtzeitig zum Mittagessen in sein Kloster zurückzukehren, von jenseits des Sees über das Wasser schreitend nach Neuruppin zurückgekehrt sein. Einer weiteren Legende nach soll ein Wels auf seinen Befehl hin freiwillig aus dem See in die Pfanne des Klosterkochs gesprungen sein, als die Vorräte der Klosterküche nicht reichten.

Vor seinem Tode 1270 soll Pater Wichmann bestimmt haben, dass er in einen gläsernen Sarg gebettet und dieser noch in einen silbernen gesetzt werden sollte. Ferner sollte, dem alten germanischen Brauch nach, eine Linde auf sein Grab gepflanzt werden und wenn die Linde vergangen sei, könne man sein Grab öffnen, aber nicht eher. Die Linde steht immer noch! Auch nach seinem Tode soll er noch einige Male als Geist in einer von weißen, kopflosen Pferden gezogenen Kutsche gesehen worden sein. Auch jede Silvesternacht soll er darin angefahren kommen, um sich zu vergewissern, dass seine Anweisungen bezüglich der Linde auch befolgt werden.

Um mir die Spuren dieser Neuruppin beeinflusst habenden Persönlichkeiten näher anzuschauen, mache ich einen etwa dreistündigen Stadtrundgang durch Neuruppin. es ist wieder ein sehr warmer Tag, aber die Luft ist relativ trocken.

Tour um den Ruppiner See

Nach einer längeren Mittagspause setze ich mich aufs Fahrrad und mache eine Tour um den Ruppiner See. Die Stationen, die ich hier ansteuere entsprechen der Beschreibung im ersten Kapitel von Fontanes Wanderungen. Der Weg führt über Wustrau, Altfriesack, Radensleben, Lichtenberg, Gnewikow und Wuthenow zurück nach Neuruppin. Zu jedem Ort könnte man sicher mit oder ohne Fontane eine längere Geschichte erzählen. Ich lasse sie einfach auf mich wirken und genieße die Tour mit dem Rad nach dem Fußmarsch vom Vormittag. Aber auch auf diesem Weg trifft man nicht nur auf Fontane, sondern auch auf Schinkel. So ist die Dorfkirche von Wuthenow sein Werk. Sie ist zwar bereits geschlossen als ich vorbeikomme. Aber ich beschließe, morgen noch einmal vorbeizukommen.

Nach diesem aktiven Tag lasse ich den Abend in einem nahegelegenen griechischen Lokal mit Blick auf den Ruppiner See ausklingen. Da ich aber nicht vorbestellt habe, signalisiert man mir, dass ich nach einer Stunde spätestens wieder für gemeldete Gäste den Tisch freimachen müsse. Nun, das gelingt mir natürlich.

Tagesstrecke : 31,61 Km

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