Auch heute ein recht schöner Tag aber doch recht schwül. Wir bleiben in Konstanz und machen einen Ausflug auf die Insel Reichenau. Sie liegt in dem Teil des Bodensees, den wir nicht mehr umfahren werden. Ich kannte ihn bisher unter dem Namen Unterer See. Offiziell heißt er aber inzwischen wohl Zeller See. Die Reichenau ist mit einer Länge von etwa 4,5 Km und einer Breite von1,5 Km die größte Bodenseeinsel. Schon ein Blick auf die Karte macht deutlich, dass die Insel sehr dicht besiedelt ist. Dennoch bleibt aber wohl noch genügend Platz, um bei mildem Klima, fruchtbarem Boden und intensiver Bewässerung einen ertragreichen Gemüseanbau zu ermöglichen. Angeblich solle es hier jährlich drei Erntephasen geben. Der früher vorherrschende Weinbau wurde bis auf wenige Hektar von Salat, Gurken und vor allem Tomaten aber auch allerlei anderem Gemüse verdrängt. Die zahlreichen Gewächshäuser, insgesamt über 50 Hektar, also über 10 Prozent der Inselfläche, geben der Reichenau dadurch eine ganz besondere Note. Historisch ist die Reichenau aber vor allem wegen ihrer drei romanischen Kirchen berühmt, die vor über tausend Jahren das Zentrum der europäischen Klosterkultur darstellten und der die Insel auch den UNESCO-Welterbe Titel verdankt. So gründete der westgotische Bischof Pirmin hier im Jahr 724 mit 40 Mönchen ein Benediktinerkloster und legte so den Grundstein für die geistige Blüte der Insel Reichenau. Reichenau wurde zum Zentrum der deutschen Buchmalerei, das Kloster beherbergte im 9. Jhdt. die größte Bibliothek des Abendlandes und bis zu 500 Schüler aus vornehmen Familien wurden im Kloster unterrichtet.
Wir machen eine ausführliche Rundfahrt über die Insel und orientieren uns entlang der Kirchen, die im nördlichen Teil der Insel stehen und fahren dann über den südlichen Teil mit einigen Schleifen zurück. Die Insel ist sehr vielseitig, aber aus meiner Sicht nicht eigentlich schön, weil sie doch sehr zersiedelt ist. Ein stilles, abgeschiedenes Plätzchen lässt sich hier nur sehr schwer finden. Nach unserer Rückkehr ruhen wir uns ein wenig aus, bevor wir wieder die Tolle Knolle, rechtzeitig vor einem heftigen Schauer, der uns nach innen fliehen lässt, ansteuern. Damit endet nun unser Urlaub. Morgen geht es mit der Bahn wieder zurück zu unserer Basisstation in Mössingen. Hier wollen wir noch anderthalb Tage mit Sohn, Schwiegertochter und den Enkelinnen verbringen, um dann am Sonntag zurück nach Leipzig zu fahren.
Tagestrecke: 37,32 Km
- Bischof Pirmin begrüßt uns auf der Reichenau
- Die dreischiffige Säulenbasilika St. Georg in Oberzell.
- Die spätkarolingischen oder ottonischen Wandmalereien aus dem 10. Jhdt, sind die wohl größte künstlerische Attraktion des Sakralbaus.
- Wegen ihres einzigartigen Erhaltungszustandes sind die Wandmalereien in St. Georg in Reichenau Oberzell auf dem Boden des späteren Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen die einzige Kirche, die uns anschaulich noch einen Gesamteindruck von der Ausmalung eines Sakralraumes in der Zeit vor der Jahrtausendwende zu vermitteln vermag
- Blick von der Reichenau über den Bodensee nach Allensbach
- Das Münster St. Maria und St. Markus in Mittelzell war das Zentrum des Klosterlebens auf der Reichenau
- In den 1960er Jahren wurde bei der Renovierung der Dachstuhl mit seinen 700 Jahre alten Eichenbalken freigelegt. Er erinnert ein wenig an den umgestülpten Bauch eines Schiffes
- Grab eines Abtes
- Reliquienschrein des St. Markus
- Hübsches Häuserensemble gegenüber des Münsters
- Blick auf die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Paul Niederzell
- In ihrer heutigen Form stammt die zweitürmige Säulenbasilika aus dem 11. und 12. Jhdt.
- In jener Zeit entstanden auch die 1900 freigelegten Wandmalereien in der Apsis
- Blick auf Schloss Windegg. Das 1667 im Stil der Spätrenaissance umgebaute Bauwerk ersetzte eine im 14. Jahrhundert errichtete Burg der Ministerialen der Reichenau. Vermutlich wurde es ursprünglich als klösterliches Gästehaus in Sichtweite der romanischen Säulenbasilika St. Peter und Paul erbaut. Nun ist das Schloss im Privatbesitz der ENBW, die dort eine Urlaubsanlage für ihre Mitarbeiter betreibt
- Schloss Königsegg. Im Spätmittelalter war an der heutigen Stelle der Sitz eines Ministerialen der Abtei Reichenau. Im 16. Jahrhundert wurde das Schloss durch die Reichsgrafen von Königsegg neu erbaut. Das Schloss beherbergt seit 1995 eine Schule für Logopädie.
- Blick von der nordwestlichsten Spitze der Insel nach Radolfszell
- Blick hinauf zum Hochwart, dem mit 439 m höchsten Punkt der Reichenau