7. Tag: (15. März 2024) – Versailles

Tagesstrecke: 26,90 Km

Das Frühstück ist im ibis hier in Saint-Cyr-l´Ecole genauso wie in Paris. Ich brauche mich also nicht umzustellen. Heute also Versailles, das wohl bedeutendste Schloss in Frankreich. Das Wetter hat sich gegenüber dem schönen gestrigen Tag leider deutlich verschlechtert. Eigentlich ist richtiges Aprilwetter: Wolken, Regen und Sonne. Ich fahre dennoch mit dem Fahrrad nach Versailles. Wie ich mitbekommen habe, kann man nämlich auch einen großen Teil des Parks von Schloss Versailles mit dem Fahrrad befahren und erkunden. Das kann Zeit sparen. Ansonsten ist allerdings die Parksituation für Fahrräder am Schloss schwierig, bzw. unmöglich. Als ich eine Sicherheitskraft am Eingang nach Parkplätzen frage, sagt sie mir es gäbe hier keine und empfiehlt, dass ich mein Fahrrad in der Stadt parke. Das ist schon ein Mangel, den man dokumentieren muss. Es stehen zwar riesige Parkflächen für Autos und Busse direkt vor dem Schloss, die einen schönen Blick auf das Schloss ziemlich beeinträchtigen, aber für Fahrräder gibt es tatsächlich keine Abstellplätze vor dem Schloss.

Rundfahrt durch den Park von Versailles

Bevor ich aber mein Fahrrad abstelle, hatte ich schon eine etwa 10 Km lange Runde durch den Park des Schlosses gedreht. Dabei bin ich um den sogenannten großen Kanal, ein kreuzförmiges Becken, gefahren. Das sind dann schon etwa fünf bis sechs Kilometer. Leider gab es die meiste Zeit Nieselregen, was die Blicke in die Ferne erheblich getrübt hat. Von da mache ich noch zwei kurze Abstecher zum sogenannten Grand Trianon und zum Petit Trianon, Das Grand Trianon hatte sich Ludwig der XIV. als privaten Rückzugsort errichten lassen, das Petit Trianon hatte Ludwig der XV. dann für seine Mätresse Madame de Pompadour errichten lassen und kam dann später in Besitz von Marie-Antoinette, der Frau Ludwig XVI. Auffällig ist, dass ähnlich wie in Paris überall gebaut und renoviert wird. Inzwischen gehe ich davon aus, das Paris und natürlich auch Versailles sich für die Olympischen Sommerspiele, die dieses Jahr in Paris stattfinden, herausputzen will.

Rundgang durch das Schloss

Nachdem ich mein Fahrrad abgestellt habe, wandere ich zum Eingang. Für 11 Uhr bin ich mit meinem Online-Ticket für die Schlossbesichtigung gebucht. Man braucht an keiner Führung teilzunehmen und ich habe mir auch einen deutscherläuternden Audioguide gebucht. In die Sicherheitsschleuse gehe ich mit etwas gemischten Gefühlen, weil ich die Werkzeugtasche von meinem Fahrrad leider nicht im Hotel gelassen hatte und sie aber auch nicht am Fahrrad lassen wollte. Zu meinem Erstaunen läuft mein Rucksack über das Band des Durchleuchtungskanals ohne Beanstandung. Das gleiche passiert dann auch später im Petit Trianon.

Ansonsten ist der Besuch im Schloss Versailles für mich so schrecklich wie erwartet. Hier werden Tausende durchgeschleust und jeder Raum, den man eigentlich besichtigen will, ist brechend voll mit Menschen. Also wahrlich kein Vergnügen. Im wesentlichen beschränkt sich die Rundflut an Menschen auf den hier in der Gliederung violett markierten Teil des Schlosses. Im Parterre wird die Geschichte des Schlosses sehr ausführlich dargestellt. Im zweiten Stock geht es dann durch die Königsgemächer, rechts die des Königs und links die der Königin. Dort finden sich auch die jeweiligen Schlafgemächer, die aber niemals genutzt wurden und auch nur zu Repräsentationszwecken genutzt wurden, was man sich bei einem Schlafgemach eigentlich nur schwer vorstellen kann. Aber es gab irgendwelche Zeremonien, die auch dort vollzogen wurden. Zwischen den Königsgemächern befindet sich dann der sogenannte Spiegelsaal, der 73 Meter lang ist und mit über 700 Wandspiegeln ausgestattet ist, und sicher ein Symbol für die traumatische Geschichte zwischen Franzosen und Deutschen. Es ist der Ort, an dem sicher ein Teil der sogenannten langen sogenannten Erbfeindschaft zwischen beiden Ländern vollzogen wurde. So wurde hier im Spiegelsaal 1871 nach dem Sieg über die Franzosen das Deutsche Kaiserreich ausgerufen, was natürlich neben der Schmach des verlorenen Krieges auch ein Provokation für Frankreich war. Etwa 50 Jahre später wurde hier nach dem 1. Weltkrieg dann der sogenannte Versailler Vertrag unterschrieben, der Deutschland die Alleinschuld am ersten Weltkrieg gab, horrende Reparationen auferlegt und in Deutschland als tiefe Demütigung empfunden wurde.

Gliederung des Schlosses

Aber zurück zum Schloss Versailles. Der Ursprung des Schlosses ist ein kleines Jagdschloss, dass sich Ludwig XIII. in den Jahren 1631 bis 1634 errichten ließ. Ab 1661 ließ der Sohn und Nachfolger Ludwigs XIII., der später als Sonnenkönig bekannt gewordene Ludwig XIV, die Anlage in mehreren Phasen um- und ausbauen. Den entscheidenden Impuls zum Ausbau des Palastes lieferte wohl der Finanzminister Nicolas Fouquet. Dieser ließ sich mit Vaux-le-Vicomte etwa 50 Km südwestlich von Paris ein aufsehenerregendes Schloss erbauen, das nicht nur die Kunst des höfischen Barock in Frankreich nachhaltig prägen sollte, sondern auch den Zorn des Königs erregte. Ludwig XIV. vermutete, dass Fouquet die Pracht zu einem Großteil mit dem Griff in die Staatskasse finanzierte. Er warf seinem Minister Untreue vor und ließ ihn verhaften. Das in Vaux geschaffene Gesamtkunstwerk aus Bauarchitektur und Gartenkunst bestärkte den König aber in seinem Vorhaben, sich eine zeitgemäße Residenz errichten zu lassen. Er zog Fouquets Architekten und Künstler zu Rate und beauftragte sie schließlich mit dem Ausbau des kleinen Schlosses seines Vaters. 1677 verkündete der König, Versailles zum künftigen Regierungssitz zu bestimmen. Der damit verbundene Ausbau des Palastes dauerte mehrere Jahre. Der Umzug des Hofstaats erfolgte ab dem 5. Mai 1682. In seiner Zeit als Residenz war der Palast fast durchgehend von einem mehrere tausend Personen umfassenden Hofstaat bewohnt und bildete das kulturelle und große politische Zentrum Frankreichs.

Der so entstandene prunkvolle Barockbau, dessen größte Ausdehnung mehr als einen halben Kilometer beträgt, gilt als ein Höhepunkt europäischer Palastarchitektur und diente vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als Vorbild für zahlreiche weitere Schlossbauten. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche im 17. und 18. Jhdt. errichtete Schlösser, die sich am Vorbild von Versailles orientierten wie z.B. Schloss Schleißheim, Schloss Schönbrunn, die Würzburger Residenz, Schloss Ludwigslust, Schloss Ludwigsburg, das Residenzschloss in Arolsen, Schloss Mannheim und Schloss Karlsruhe. Aber auch das Schloss Caserta in Italien etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel, das Schloss Esterhazy in Eisenstadt, das Zarenschloss Peterhof in der Nähe von St. Petersburg in Russland und das königliche spanische Schloss Aranjuez etwa 50 Kilometer südlich von Madrid orientierten sich am Vorbild Versailles.

Seit dem 19. Jahrhundert wird das Schloss als Museum genutzt. Es steht heute für Besucher offen, ebenso wie die weitläufigen Gartenanlagen und wie die drei weiteren im Park befindlichen Lustschlösser Grand Trianon, Petit Trianon und Hameau de la Reine. Während der Mittelbau mit den Staatssälen des 17. und 18. Jahrhunderts in der ursprünglichen Form zu sehen ist, beherbergen die großen Seitenflügel das im 19. Jahrhundert eingerichtete Museum der Geschichte Frankreichs. 1979 wurde Schloss Versailles in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Entgegen dem Ratschlag des Finanzministers Colbert, der aus Kosten- und Prestigegründen einen Neubau empfahl, weigerte sich Ludwig XIV. für die Versailler Residenz das alte Jagdschloss aufzugeben und so wurde das den späteren Marmorhof umschließende Gebäude im Laufe der Zeit umgebaut und in mehreren Abschnitten in den Neubau integriert. Nach anfänglichen kleineren Umbauten ab 1661 begann ab 1668 der Auftakt zu einer ersten Erweiterung des Schlosses. Der U-förmige Mittelbau Ludwigs XIII., Kern des heutigen Wohntrakts (Corps de logis), erhielt von 1668 bis 1671 eine bauliche, sogenannte Ummantelung des alten Schlosses durch zwei neue, äußere Trakte. Die südlichen Flügel der Ummantelung nahmen die Paradezimmer der Königin auf, die nördlichen jene des Königs. Dieser Bau besaß anstelle der späteren Spiegelgalerie noch eine große Terrasse über den gartenseitigen Arkaden des Erdgeschosses.

Nachdem der König Versailles zu seiner künftigen Residenz erkoren hatte, wurde von 1678 bis 1684 die Terrasse des Wohntrakts samt den ihr benachbarten Salons über- und umgebaut und die Spiegelgalerie, sowie die Salons des Krieges und des Friedens installiert. Die ursprünglich waagerechten Fensterabschlüsse des ersten Stockwerkes wurden durch Rundbogenfenster ersetzt, die mit den Spiegeln der großen Galerie korrespondierten. Mit diesen Baumaßnahmen erhielt die Gartenfassade des Hauptgebäudes ihre heutige Gestalt.

Um Platz für den Hofstaat zu schaffen, wurden gleichzeitig mit den Erweiterungen am Wohntrakt 1678 die Arbeiten am Südflügel und ab 1685 die am Nordflügel begonnen. Beide Flügelbauten bestehen aus jeweils zwei parallel zueinander errichteten langen Gebäuderiegeln, je einer auf der Garten- und einer auf der Stadtseite. Diese sind durch Querbauten mehrfach miteinander verbunden und beinhalten so eine Anzahl kleinerer Lichthöfe. Der Südflügel war 1684 weitgehend fertig gestellt, der später begonnene Nordflügel fünf Jahre darauf. Die Arbeiten an dessen stadtseitig gelegenem Trakt wurden wegen der Kosten des Pfälzischen Erbfolgekrieges jedoch eingestellt und der Bau erst im 19. Jahrhundert vollendet.

Die Flügel des Versailler Schlosses und seiner Nebengebäude gruppieren sich um drei in einer Achse gelegene Hofplätze, die zusammen eine weitgehend zusammenhängende Fläche bilden und vom Zentrum des Schlosses in Richtung der Stadt führen. Den Ausgangspunkt bildet der kleine Marmorhof (Cour de Marbre) des umbauten Jagdschlosses, auf diesen folgt der von den Verlängerungstrakten des Corps de Logis umgebene Königshof (Cour Royale) und schließlich der große Platz des Ministerhofs (Cour des Ministres) mit den freistehenden Ministerflügeln. Da Versailles nicht nur königliche Residenz, sondern auch Regierungssitz war, wurde mit diesen Gebäuden Platz für die Hofbeamten geschaffen. Den Höfen stadtseitig gegenüber stehen der kleine und der große Marstall, umfangreiche Gebäude für die Pferde und den Fuhrpark der königlichen Familie. Östlich, vom Südflügel des Schlosses und dem südlichen Ministertrakt begrenzt, befindet sich außerdem das vierflügelige Grand Commun, ein solitär stehender Wirtschaftsbau von 1682, der die Schlossküchen und Bedienstetenwohnungen für über 1.000 Hofangestellte enthielt.

Nach dem Umzug des Hofes 1682 arbeiteten zeitweise über 22.000 Menschen an und in Versailles, nach den Angaben eines Zeitgenossen erreichte die Zahl der Arbeiter im Jahr 1685 sogar 36.000. Zum Ende des 18. Jahrhunderts war Versailles in seinen heutigen Dimensionen weitgehend fertiggestellt; die Gartenfassade ist 570 Meter breit.

Die verschiedenen Baustile des Schlosses, die majestätisch-monotone Garten- und die kleinteiligeren Stadtfassaden riefen nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik hervor. Versailles steht im völligen Kontrast zu den anderen Barockschlössern Frankreichs, die zumeist nicht nur kleiner, sondern wie Vaux-le-Vicomte oder Maisons-Laffitte auch im Pavillonsystem errichtet wurden. In der Kunstgeschichte werden insbesondere die Gartenfassaden zwar häufig als überwältigend in ihrer Wirkung, aber auch als eintönig beschrieben, Colbert nannte das Schloss einen „Mann mit großen Armen und einem dicken Kopf.“ Der Herzog Saint-Simon bezeichnete den Kontrast der Baustile als „schönes und häßliches, das zusammengenäht wurde und über das hinter der Attika verborgene Flachdach schrieb er „man glaubt einen abgebrannten Palast zu sehen, dem das obere Stockwerk und das Dach fehlen.“ Die Kapelle wurde als Riesenkatafalk verspottet und Voltaire bezeichnete sie als einen „erstaunlichen Firlefanz“.

Rundgang durch das Innere des Schlosses

Neben der offensichtlichen Zurschaustellung von Luxus und Reichtum diente das Schloss auch einer subtileren Darstellung des Ruhms und der Macht des Königtums. Die unter Ludwig XIV. angelegten Staatsräume und Säle verherrlichen den Sonnenkönig. Die Dekoration des Stucks und die Themen der Gemälde sind auf seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge abgestimmt und künden von seinen Feldzügen und Siegen. Obwohl der französische Haushaltsplan immense Ausgaben für das Schloss vorsah, war das Geld in Versailles immer knapp und die Bauphasen konnten nur in den Friedenszeiten zwischen den Kriegen vorangetrieben werden. Nachdem Ludwig XIV. den Pfälzischen Erbfolgekrieg begonnen hatte, musste er 1689 sogar das berühmte Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen und einschmelzen, um die Kriegsausgaben zu bestreiten. Viele geplante Bauvorhaben konnten aus Kostengründen nicht in Angriff genommen werden. Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten und die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Der Sonnenkönig selbst sagte: „… am liebsten wird mir immer alles sein, was möglichst schön ist und wenig kostet“. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war.

Dennoch verschlang das Schloss Unsummen. Bereits zwischen 1661 und 1663 waren mehr als 1.500.000 Livres für das Schloss ausgegeben worden. Der erste Bau Ludwigs XIII. hatte insgesamt gerade einmal 300.000 Livres verbraucht, wovon 213.000 auf das Schloss verwendet und weitere 82.000 für die Gärten benötigt wurden. Im Zeitraum von 1664 bis 1688 wurde jährlich durchschnittlich eine Million Livres in Versailles verbaut. Der französische Staatshaushalt verfügte in den 1680er Jahren über ein Budget von etwa 110 Millionen Livres, wovon Ludwig 15 Millionen für seine Bautätigkeiten genehmigt bekam. Bis zum Tode des Sonnenkönigs sollen 300 Millionen Livres in die Versailler Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein. Fünfzig bis sechzig Millionen allein für das Mobiliar und zwei Millionen für den Bau des Eure-Kanals. Bescheiden nimmt sich dagegen die Leibpension für die bei Unfällen verstorbenen Arbeiter aus, deren Familien im Schnitt 40 bis 100 Livres als Hinterbliebenenrente erhielten.

Die Parkanlage

Nach meinem Rundgang durch das Schloss brauche ich erst einmal ein Pause. So gehe ich ein Stück in die City von Versailles und vergewissere mich, dass mein Fahrrad noch unversehrt an seinem Platz steht und gehe dann gegenüber zu einem Italiener und lasse mich mit einer sehr wohlschmeckenden Pizza verwöhnen. Für den Nachmittag plane ich nun eine Spazierfahrt und einige Spaziergänge durch die Gartenanlagen von Versailles.

Die Gartenanlagen wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 geschaffen. Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Parterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Als Parterre (von französisch par terre, „zur Erde“) wird in der barocken Gartenkunst ein flaches, nur niedrig bepflanztes Gelände bezeichnet, das, meist durch eine Terrasse vermittelt, einem Gebäude vorgelagert ist. Das Boskett (von französisch le bosquet „Wäldchen“, „Gehölz“ oder „Dickicht“, auch „Korb“) ist ein „Lustwäldchen“ innerhalb eines geometrisch gestalteten barocken Schlossgartens. Es ist eine Form einer speziellen, aufwendig gestalteten Gartenanlage und gehört zum schematischen Aufbau fast aller Barockgärten. Boskette folgen meist im Anschluss an das sogenannte Parterre, dessen Baumbestand von „geraden“ Achsen durchzogen und von hohen Hecken gesäumt ist. Ein Boskett soll demgemäß einen Kontrapunkt zur Gebäudearchitektur bilden, da die „Architektur des Grünen“ ebenso Gänge, Treppen, Kabinette und Säle aufweisen kann. Die Boskette wurden wie die Innenräume genutzt und dienten als Aufführungsort von Konzerten, Schauspielen oder anderen Vergnügungen. In Versailles werden der Bereich der Parterres, der Boskette und des großen Kanals noch heute als Petit Parc bezeichnet, der ursprünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne. Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert. Wie das Schloss, so diente auch der Park der Verherrlichung des Sonnenkönigs und ist voll von offenen und versteckten Anspielungen auf ihn. In den Brunnen und Skulpturengruppen wird die griechische Mythologie als Gleichnis auf die Regierung Ludwigs dargestellt. Die Gärten steigen, durch mehrere Terrassen gegliedert, zum Schloss an, so dass man sich nicht nur symbolisch hoch zum König begab.

Das Hameau de la Reine (Der Weiler der Königin)

Bei meinem Spaziergang durch den Park komme ich auch an den schon angesprochenen  Lustschlössern vorbei wie dem Grand Trianon dem Petit Trianon vorbei. Mein eigentliches Ziel heute Nachmittag ist allerdings das Hameau de la Reine (deutsch: Weiler der Königin).

Nachdem Ludwig XVI. das Petit Trianon seiner Frau Marie-Antoinette geschenkt hatte, wurde es durch sie prunkvoll ausgestattet und ein neuer Gartenbereich angelegt, in dem auch ein kleines Theater seinen Platz fand. Die Königin ließ sich hier zudem, einer damaligen Mode folgend, ein künstliches Dorf, den so genannten Weiler der Königin mit augenscheinlich windschiefen Häusern errichten, die aber in Wirklichkeit prunkvolle Dekoration für die Schäferspiele der Herrscherin waren. Es ist ein sehr pittoresker Eindruck, in diesem Weiler zu spazieren.  Mit dem Weiler machte sich die Königin bei ihrem Volk aber sehr unbeliebt. Ihre angebliche Verschwendungssucht hatte ihr bereits einen schlechten Ruf eingebracht, und die Vorstellung, dass sich Marie-Antoinette mit silbernen Rechen oder kleinen Eimern aus Porzellan dem „bäuerlichen Leben“ hingab, ärgerte nicht nur das Landvolk, das ein ganz anderes Leben zu führen hatte. Zudem war das Gerücht im Umlauf, der Unterhalt des Dörfchens verschlinge viel Geld. Sie hatte sogar eine Familie hier ansiedeln lassen, die den Bauernhof betrieb. Ein Bauernhof der auch heute noch als Lehrbetrieb bewirtschaftet wird wie man auf den Fotos erkennen kann.

Ungeachtet dessen ist es für mich ein Vergnügen nach dem frustrierenden Besuch im Schloss nun anderthalb Stunden durch den Park und zu dem Weiler der Marie Antoinette zu spazieren. Hier die Fotos von diesem Spaziergang.

Mit diesen Bildern will ich den Tag enden lassen. Es geht zurück in mein Quartier in Saint-Cyr-l´Ecole.

Ein Kommentar

  • Heidemarie sagt:

    Die königlichen Prunkschlafzimmer in Versailles dienten weniger dem nächtlichen Schlaf sondern vielmehr einem wichtigen Zeremoniell, dem Lever du Roi (dem Aufstehen des Königs), bei dem nur Hochadel, Diplomaten oder andere wichtige Persönlichkeiten zugelassen waren und wo allerhand Staatsangelegenheiten verhandelt wurden. Dem Monarchen wurden die Kleidungsstücke von adeligen Herren gereicht, die ein bedeutendes Staatsamt bekleideten (königliche Hosenanzieher sozusagen). Das Pendant war das Coucher (das Niederlegen), das abends stattfand. Für die Königin gab es ähnliche Zeremonien, wenngleich vermutlich nicht ganz so bedeutende Staatsangelegenheiten dabei behandelt wurden.
    Wer mehr über dergleichen Sonderbarkeiten absolutistischer Herrscher erfahren will, kann sich in Lion Feuchtwanderg dickleibigen Roman „Die Füchse im Weinberg“ schlau machen oder in Stefan Zweigs biographischen Roman „Marie Antoinette“.
    Weiterhin eine schöne Reise, viel Sonne und Rückenwind und einen herzlichen Gruß
    von Heidemarie

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