Ein Grund für die Auswahl von Tietzow als Übernachtungsort war auch die Nähe zum Ort der Schlacht bei Fehrbellin. Nach dem guten Frühstück im Helenhof fahre ich die etwa 13 Kilometer bis nach Hakenberg, das etwa 5 Kilometer vor Fehrbellin liegt, wo das Zentrum der Schlacht lag und wo die Denk- und Erinnerungsmale der Schlacht stehen und an diese erinnern. Der Anfahrtsweg erweist sich leider als beschwerlich. Zum einen ist das Wetter deutlich kühler geworden. Die Temperaturen liegen nur noch bei 20° und der Himmel bleibt überwiegend bedeckt. Um der Straße auszuweichen schickt mich mein Navi auf einen Weg, der sich leider als Sandpiste entpuppt und mich dazu zwingst, das Fahrrad eine längere Strecke zu schieben. Da ich nur Tagesgepäck mit habe, geht das, ist aber dennoch lästig. Als ich wieder befestigten Untergrund unter den Rädern habe, muss ich an einer Berieselungsanlage vorbei, die eigentlich ein Spargelfeld bewässern soll aber leider meint, auch die Stelle, die ich passieren muss, bewässern zu müssen. Ich versuche die günstigste Gelegenheit abzupassen, werde aber kurz bevor ich durch bin doch noch von einem Schwall Wasser, hoffentlich ist es nicht mehr, ziemlich durchnässt. Was hilft es, wenn man auf ein Schlachtfeld fährt, gibt es sicher Schlimmeres
Anlass des Krieges, der zur Schlacht bei Fehrbellin führte, war, dass die Brandenburger zusammen mit anderen die Niederländer dabei unterstützten, den Angriff Frankreichs unter Ludwig XIV. abzuwehren. Die Schlacht bei Fehrbellin war eine Schlacht im Verlauf des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges, in dem die mit Frankreich verbündeten Schweden aus ihren Besitztümern in Norddeutschland (Pommern, Rügen, Bremen, Verden) vertrieben werden sollten, nachdem sie von dort nach Brandenburg eingerückt waren.
Schon im Dezember 1674 waren an der Ostseeküste schwedische Truppen von Pommern aus in die Mark Brandenburg eingefallen. Als Verbündeter von Frankreich beabsichtigte Schweden, den brandenburgischen Kurfürst Friedrich Wilhelm zu zwingen, seine Truppen vom Oberrhein abzuziehen. Dies geschah auch auf Druck von Frankreich, das seinen Verbündeten Schweden mit der Drohung die Subsidienzahlungen einzustellen und geschicktem Taktieren zu diesem Schritt gedrängt hatte.
Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm vom Einfall der Schweden in Brandenburg erfuhr, brachen die brandenburgischen Truppen am 5. Juni in drei Kolonnen auf und erreichten Magdeburg am 26. Juni. Dies war eine sehr gute Marschleistung mit der man die Schweden überraschen wollte. Allerdings war die Kraftanstrengung mit einem Auseinanderziehen der Marschkolonne verbunden und hatte die Abwesenheit fast der kompletten Infanterie zur Folge, denn die Kolonnen der Infanterie lagen zwei Tagesmärsche zurück.
Bei den Schweden, die noch nicht mit der Ankunft der brandenburgischen Truppen gerechnet hatten, blieb die Ankunft der Truppen tatsächlich unbemerkt, auch weil Kurfürst Friedrich Wilhelm Maßnahmen zur Geheimhaltung ergriffen hatte, um diesen Vorteil zu wahren. Währenddessen verwüsteten und plünderten aber die schwedischen Truppen weite Landstriche, obwohl Brandenburgische Bauernkompanien die Luch-Übergänge bei Oranienburg, Kremmen und Fehrbellin besetzt hatten, um den Schutz des Havellandes zu gewährleisten. Allerdings konnten diese Stellungen nicht gegen die Schweden gehalten werden, so dass Havelberg, Rathenow und Brandenburg an der Havel von schwedischen Truppen besetzt werden konnten. Daraufhin fasste Kurfürst Friedrich Wilhelm den Entschluss, das zwischen den beiden Orten Havelberg und Brandenburg gelegene Rathenow einzunehmen, um so die schwedischen Truppen voneinander zu trennen.
Der beabsichtigte Überraschungseffekt gelang und so kam es am es am 25. Juni zu einer für die Brandenburger erfolgreichen Schlacht um Rathenow und am 27 Juni bei Nauen. Die Schweden zogen sich daraufhin zurück und versuchten ein Rückzugsgefecht zu führen, um den nicht beteiligten Truppenteilen sowie dem umfangreichen Tross von über 1500 Wagen einen ungehinderten Abzug zu ermöglichen, stellten sie sich etwas südlich von Hakenberg mit 7000 Mann den Brandenburgern. In der Schlacht schlugen die brandenburgischen Truppen die schwedischen Truppen, die zuvor beim Schwedeneinfall 1674/75 Teile von Brandenburg besetzt hatten.
Gemessen an der Zahl der Beteiligten handelt es sich um eine Schlacht von eher geringer Größe, deren Ausgang jedoch von großer Bedeutung war für das Selbstbewusstsein der Brandenburger und für den Verlauf der Geschichte von Brandenburg-Preußen. Die Schlacht bei Fehrbellin war somit militärisch gesehen keine besonders große oder herausragende Schlacht. Allerdings gelang es hier dem Brandenburg-preußischen Heer zum ersten Mal allein gegen eine Großmacht wie Schweden einen Sieg zu erringen. Dies führte dazu, dass sich Brandenburg-Preußen in die Liste der europäischen Großmächte vorrückte und Schweden nicht nur durch diese Niederlage, sondern auch durch die Zerrüttung seiner Staatsfinanzen erheblich in die Defensive geriet.
So viel sehr verkürzt zum Hintergrund der Schlacht. Ihre Bedeutung kann man vor allem auch durch ihre Rezeption in Geschichtsschreibung, der Literatur und auch im Umfang ihres Gedenkens erkennen. So stehen bei Hakenberg, dem eigentlichen Ort der Schlacht zwei Denkmäler: das sogenannte Kleine Denkmal und eine Siegessäule. Das Kleine Denkmal wurde bereits im Jahre 1800 von Friedrich Eberhard von Rochow auf Rekahn errichtet. Friedrich Eberhard von Rochow (1734 – 1805) war ein preußischer Gutsbesitzer und Pädagoge zur Zeit der Aufklärung, bekannt vor allem durch seine Schulreform im Geist des Philanthropismus. Das „Neue Denkmal“ (Siegessäule Hakenberg) auf dem Kurfürstenhügel bei Hakenberg ist als Aussichtsturm ausgeführt. Der zweigliedrige Sockel hat die Form eines Würfels mit vier abgestumpften Kanten; auf ihm ruht ein rundturmartiger Aufbau, der in einer Höhe von 23 m eine umlaufende Galerie trägt. Diese besteht aus einem eisernen Gitterwerk in dessen Mitte sich auf einem grauen Sandsteinkegel die (später vergoldete) Bronzestatue der Siegesgöttin Victoria erhebt, auch Nike (berlinerisch: „kleine Goldelse“) genannt, ein Vorläufermodell der „großen Goldelse“ auf der Berliner Siegessäule. Das Denkmal geht auf eine Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nachmals Kaiser Friedrich III.) zurück, der am 18. Juni 1875 auch die Grundsteinlegung vollzog.
Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, die sehr enge Rundtreppe in der Säule hinaufzusteigen und von der umlaufenden Galerie aus das ehemalige Schlachtfeld zu betrachten. Sehen tut man freilich heute nur noch Wald und abgeerntete Felder. Man muss schon auf Fontane zurückgreifen, um den Hauch der Geschichte noch einmal zu verspüren-
Nachdem ich mich direkt unterhalb der Goldelse meinen Blick über die Landschaft habe schweifen lassen, steige ich wieder hinab und mache einen kleinen Spaziergang durch den Wald, der als Kurfürstenweg ausgewiesen ist. Ich lasse mich von zahlreichen Mücken stechen und bin froh als ich die halbe Stunde, die der Weg in Anspruch nimmt, geschafft habe. Danach setze ich mich wieder auf mein Fahrrad und fahre auf einem kleinen Umweg über Dechtow und Karwesee schließlich auf die alte Bahntrasse nach Fehrbellin. Hier beim Lidl decke ich mich mit dem notwendigen Proviant an Wasser, Laugenbrötchen und einem Bier für das Wochende ein. Dann geht es über Tarmow, Hakenberg und Linum zurück zum Helenenhof. Heute Abend lasse ich mir einen gebratenen Zander servieren. Den Abend beschließe ich dann wieder mit dem gleichen Spaziergang wie am Vorabend.
Tagesstrecke: 47,97 Km