Nun bin ich in Rheinhessen, in Nierstein, gelandet. Ich hätte hier zwar die Rheinpfalz vermutet, weil der Ort in Rheinland-Pfalz liegt. Aber offensichtlich läuft die Zuordnung der Weinbaugebiete nicht unbedingt nach logischen Kriterien. Ich habe mich heute treiben lassen. Das Wetter ist zwar nicht mehr ganz so schön wie an den letzten Tagen. Aber immer noch ist es heiter nur etwas kühler als an den letzten beiden Tagen. Mittags konnte man dann aber doch wieder kurzärmlig fahren. Schon bei Hochheim am Main beginnen die Weinberge wieder. Vorher hatte ich Höchst und Rüsselsheim passiert, wobei ich von letzterem wenig gesehen hatte, weil es auf der anderen Mainseite liegt und durch Bäume am Ufer weitgehend abgeschirmt ist. So konnte ich auch das Opelwerk nicht ausmachen.
Als ich an dem Chemiegiganten in Höchst vorbei fahre gibt es gerade Alarm und Dutzende von Werksfeuerwehren rasen über das Gelände. Ich bin da ganz froh, dass ich in diesem Moment weiterfahren und die Region verlassen kann. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann die Mündung des Mains in den Rhein. Ich habe damit schon mal die Hälfte der Flüsse, die ich entlangfahren will, erledigt. Dann geht es in Richtung Mainz und das Rheinufer wird deutlich belebter. Die Mainzer scheinen genau solche Sonnenanbeter zu sein wie die Frankfurter. Man hat zumindest den Eindruck, dass sie heute alle am Rheinufer unterwegs sind, was das Fahrradfahren nicht erleichtert.
In Mainz suche ich einen Geldautomaten, um mich für die nächsten Tage mit dem nötigen Kleingeld auszustatten. Das Führt dann zu einer kleinen Stadtrundfahrt, die mich am Guttenberg-Denkmal, dem Dom und dem Guttenberg-Museum vorbeiführt. Vieles in Mainz erscheint mir stadtplanerisch etwas wirr zusammengefügt, aber einige Kleinodien wie etwa den Dom und die ihn umgebenden Plätze und Straßen. Danach versuche ich den Menschenmassen in Mainz zu entfliehen. Ich radele nun in südlicher Richtung durch das rheinhessische Weinbaugebiet. Letztlich nichts Besonderes. Nierstein ist mit seinen etwas über 8000 Einwohnern ein wohl bekannterer Ferienort. Werben tut man mit dem „Roten Hang“, einer Steillage über Nierstein aus rotem Ton. Und Sandstein. Aufgrund der Porosität des Gesteinswurzen hier angepflanzte Weinreben besonders tief, was angeblich besonders mineralreiche Weine hervorbringt. Nun gut, heute feierte man hier auf dem Julianenhof, in dem ich abgestiegen bin, gerade Frühlingserwachen. Ich habe den Rotwein probiert und mich darüber gefreut, dass ich einen spanischen noch in meiner Gepäcktasche habe.
Tagesdaten: 61,07 km/5:06:58 Std. Fz/11,93 kmh/130 Hm aufwärts/119 Hm abwärts